Projektinhalt

Die Wissenschaft mit all ihrer Expertise beginnt die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie zu vermessen. Gefragt sind Wissensbestände aus unterschiedlichen akademischen Disziplinen genauso wie die vielfältigen Erfahrungen gesellschaftlicher Praxis. Verschiedene Perspektiven müssen zusammengebracht und kombiniert werden, denn die Pandemie ist nicht bloß ein medizinisches oder virologisches Problem. Auch soziologische Expertise und Sozialforschung sind gefragt. Das gilt mit Blick auf die Erarbeitung gesellschaftlicher Konzepte in präventiver Absicht und hinsichtlich der Untersuchung von sich verzögert herausbildenden Problemfeldern. Die Gesellschaftswissenschaften sollten hier eine sichtbarere und prominentere Rolle als zu Beginn der Pandemie einnehmen und sie müssen stärkere Akzente in den anstehenden gesellschaftlichen Konflikten um Verteilungs- und Investitionsfragen setzen.

Mit dem neuen vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) geförderten Projekt wird am SOFI Göttingen eine Forschungsstelle aufgebaut, die die gesellschaftlichen Folgen der Pandemie – insbesondere mit Blick auf die Arbeitswelt – dokumentiert, systematisiert, analysiert und transferorientiert aufbereitet.

Hier geht es zur projektbezogenen Webseite des Corona-Forschungsarchivs: www.cofo-sofi.de

 

Projektziele

In einem ersten Schritt wird ein Monitoring in Form einer Zusammenschau bestehender Forschungsergebnisse installiert. Hier ist das Ziel, verschiedene Wissensformen und -bestände zusammenzubringen, um die sozialen Folgen der Pandemie in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen analysieren zu können.

Begleitend und aufbauend auf das Monitoring sollen in den Jahren 2022 und 2023 auf die Folgewirkungen der Corona-Krise bezogene Fallstudien in unterschiedlichen Sektoren des Arbeits- und Wirtschaftslebens durchgeführt werden. Dabei stehen folgende Fragestellungen im Vordergrund:

(a) Wie gehen unterschiedliche Betriebe in industriellen, handwerklichen und dienstleistungsorientierten Branchen mit den Folgen der Corona-Krise um? Welche Schlüsse ziehen sie aus dieser Krise?

(b) Wie erleben Beschäftigte die Krise? Welche Erfahrungen haben sie gemacht, welche Sorgen teilen sie und welche Wünsche an eine gute Arbeitswelt stellen sie, wenn sie rückblickend die Krise und ihren (bisherigen) Verlauf reflektieren?

Die Auswertungen und Analysen dieser Fallstudien, die schwerpunktmäßig im industriellen Sektor (inkl. Logistik), im Handwerk und im Bereich öffentlicher Aufgaben und Dienste durchgeführt werden, konzentrieren sich auf Fragen des durch Corona gefährdeten sozialen oder betrieblichen Zusammenhalts, auf Entwicklungschancen systemrelevanter Berufe, auf die Folgen des durch Corona ausgelösten Digitalisierungsschubs, aber auch auf öffentliche Investitionen und innovative öffentliche Güter. Die Zukunft der Arbeit kommt ebenso in den Blick wie das Gemeinwohl.

Zudem begreift das Projekt die Forschung zu Prävention und Krisenbewältigung als eine Transferaufgabe. Im Sinne einer aufsuchenden Sozialwissenschaft werden lokale Akteur*innen aus unterschiedlichen sozialräumlichen Kontexten Teil der Forschungspraxis. Ihr Alltags- und Erfahrungswissen ist elementarer Untersuchungseggenstand. Der wechselseitige Austausch und die gegenseitige Sensibilität von Wissenschaft, Politik und Praxis soll mit innovativen Transferformaten auf den Weg gebracht und gestärkt werden.