Projektinhalt

Der "PISA-Schock" verwies in Politik und Öffentlichkeit einmal mehr auf die mangelnde Transparenz des weitverzweigten deutschen Bildungssystems. Der Deutsche Bundestag forderte daher im Juli 2002 die Bundesregierung auf, mit den Ländern Wege für eine regelmäßige Bildungsberichterstattung und Begutachtung der Entwicklung des deutschen Bildungswesens zu suchen.

Das SOFI hat für den Bereich Berufsbildung und Weiterbildung/lebenslanges Lernen ein Konzept für eine nationale Bildungsberichterstattung vorgelegt. Erarbeitet wurde es im Sommer 2003 in Zusammenarbeit mit einer vom SOFI koordinierten Expertengruppe unter der Leitung von Prof. Martin Baethge, der einschlägige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler angehörten.

Aus der Perspektive der Berufs- und Weiterbildung legt das Gutachten die Notwendigkeit einer systemisch orientierten - d.h. die Wirkungszusammenhänge und Wechselbeziehungen im Bildungssystem einbeziehenden - Bildungsberichterstattung dar. Die einzelnen Bildungsbereiche (Schule, Berufsbildung, Hochschule u.a.) sollen nicht allein in ihren jeweils internen Prozessen und Leistungen evaluiert, sondern zugleich in ihrem Zusammenhang dargestellt werden. Das Konzept rückt damit auch die Schnittstellen zwischen den Bildungsstufen und deren wechselseitige Abhängigkeiten in den Blick. Darüber hinaus macht es deutlich, dass das Bildungswesen auch in seiner Einbettung in die Lebens- und Arbeitswelt gesehen werden muss.

Eine nationale Bildungsberichterstattung ist nur als Teil eines umfassenden Bildungsmonitoring sinnvoll und kann nur so gut sein wie die zur Verfügung stehende Dateninfrastruktur. Deswegen liegt ein Schwerpunkt des Gutachtens in der detaillierten Analyse der gegenwärtig bestehenden Berichtsformen in den Bereichen Berufs- und Weiterbildung und der Prüfung der Datenlage. Aufgedeckt werden Datenlücken, aber auch Datenbestände, auf die bereits heute eine Bildungsberichterstattung zurückgreifen könnte. Sichtbar wird, welche Defizite die langjährige Vernachlässigung der Bildungsforschung hervorgebracht hat. Das Gutachten schließt mit der Begründung von Prioritäten eines nationalen Bildungsforschungsprogramms.

Autoren und Expertengruppen sprechen sich nach gründlicher Prüfung alternativer Organisationsformen für einen unabhängigen nationalen Sachverständigenrat Bildung aus, dem ausschließlich ausgewiesene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler angehören und dessen Gutachten sich auf die Arbeit einer eigenen Arbeitsstelle stützen sollten.
Das vorgelegte Konzept für eine Bildungsberichterstattung ist nicht allein für die politische Diskussion von Interesse. Wer sich einen Einblick in die aktuellen Probleme der Berufsbildung und des lebenslangen Lernens sowie in die verfügbaren Datenbestände verschaffen will, findet hier ein reiches Material.