Projektinhalt

Das Projekt ging der Frage nach, wie unter den Bedingungen der Globalisierung dauerhafte Entwicklungspfade für die ostdeutsche Industrie aussehen könnten. Während die industrielle Restrukturierung in der Frühphase der Transformation (bis Mitte der 90er Jahre) gut untersucht ist, ist über den Verlauf der betrieblichen Reorganisationsprozesse in Ostdeutschland seitdem nur wenig bekannt. Trotzdem weist gerade die ostdeutsche Industrie hohe Wachstumsraten auf, und es gibt inzwischen eine Vielzahl erfolgreicher ostdeutscher Industrieunternehmen. Hier setzte das Projekt an und fragte danach, wie es ostdeutschen Betrieben gelungen ist, ihre Positionierung in der internationalen Arbeitsteilung und in transnationalen Wertschöpfungsketten zu verbessern und inwieweit die von ihnen verfolgten Geschäftsmodelle auch zukünftigen Herausforderungen durch veränderte Rahmenbedingungen entsprechen. Wie wir zeigen konnten, haben die untersuchten Unternehmen erfolgreiche Geschäftsmodelle entwickelt, für deren Stabilisierung die im ostdeutschen Umfeld verfügbaren Ressourcen und Kompetenzen sowie die ostdeutschen Kontextbedingungen eine wichtige Rolle spielen, sodass hier davon ausgegangen werden muss, dass diese für eine dauerhaft erfolgreiche industrielle Reorganisation in Ostdeutschland wesentlich ambivalenter sind als die Debatte dies häufig unterstellt. Auch wenn sich für die weitere industrielle Entwicklung Ostdeutschlands wichtige Rahmenbedingungen absehbar verschieben (Auswirkungen der EU-Osterweiterung; Veränderungen der Wettbewerbs  und Förderpolitik; Gestaltwandel transnationaler Wertschöpfungsketten), wird sich dieser Wandel nicht durchgängig negativ auf die ostdeutschen Unternehmen auswirken. Trotzdem drohen in wichtigen Feldern wie der Qualifikationsversorgung oder der Finanzierung der Unternehmen Engpassfaktoren die industrielle Entwicklung auszubremsen.
Als Kooperationsprojekt mit dem FB Gesellschaftswissenschaften der Universität Kassel (Prof. Dr. Christoph Scherrer) ging das Projekt seiner Fragestellung in einer Verknüpfung von Überblicksrecherchen und betrieblichen Fallstudien in der ostdeutschen Metall  und Elektroindustrie (SOFI) mit der Analyse sich verändernder Rahmenbedingungen (Uni Kassel) nach. Die Fallstudien konzentrierten sich auf Beispiele einer erfolgreichen industriellen Entwicklung, wobei die Fallauswahl darauf zielte, unterschiedliche Konstellationen erfolgreichen betrieblichen Agierens (Groß- und Kleinbetriebe, unterschiedliche Besitzverhältnisse, wachstumsstarke und wachstumsschwache Regionen) zu berücksichtigen. Die Verbindung von Fallstudien mit der Analyse sich verändernder Rahmenbedingungen ermöglichte es, nicht nur erfolgreiche betriebliche Reorganisationsprozesse zu rekonstruieren, sondern darüber hinaus auch deren Nachhaltigkeit abzuschätzen und mögliche künftige Gefährdungen der vorgefundenen Geschäftsmodelle aufzuzeigen.